Liiiiebe Carlotta,
Du bist schwer von dieser Welt gegangen, dabei bin ich ziemlich sicher dass Du sonst sehr mühelos zwischen allen Dimensionen hin und her gependelt bist.
Als wir uns 2003 kennen lernten stelltest Du mir die alles entscheidende Frage „Sagen Sie mir, was soll ich in Quickborn“? Das traf mich wie ein Blitz, wo ich doch auch schon jahrelang damit haderte… Ich hörte mich antworten dass es wohl damit zu tun haben müsse dass wir uns begegnen sollten. Die Aussage fandest Du akzeptabel, meintest aber dass es dann sofort losgehen müsse!
So wurde von dem Tag an mein Leben durch Dich bunt, schnell, verrückt, spannend und reich!
Dein Name allein ist ja der Türöffner für ALLES. Freifrau C. von Geyr zu Schweppenburg. Du bist eine Baronin! Ob es Last oder Segen ist, kann man von vielen Seiten aus betrachten. Ich erinnere mich an eine Polizeikontrolle, bei dem der Polizist uns nach Beleuchtung des Führerscheins mit erstauntem Blick zur zügigen Weiterfahrt aufforderte, während alle anderen übelst gefilzt wurden…
Wo wir überall waren, das glaubt uns keiner.
Fangen wir gleich mal mit dem Schrägsten an: Wir suchten für Deinen Gatten einen geeigneten Akupunkteur und landeten in der Rothenbaumchaussee bei Chinesen. Im Wartezimmer hingen Bilder mit Stacheldraht, das hätte uns schon zu denken geben sollen. Die Therapeuten haben uns zu zweit verhört, waren unfreundlich und misstrauisch, sprachen immer wieder chinesisch zwischendurch. Wir haben uns sehr unwohl gefühlt und sofort entschieden dass es nicht die geeignete Praxis für den hoch sensiblen Baron sein konnte. Genau eine Woche später bekamst Du Post von der KRIMINALPOLIZEI. Die Therapeuten wurden hochgenommen – alles Fake – wir mussten zur Aussage!!!
Und dann die Geschichte mit der Haifischbar…
Eigentlich wollten wir ganz gesittet in Hamburg (Ins Indochine) ausgehen. Leider trafen wir auf eine geschlossene Gesellschaft. Dann hattest Du die glorreiche Idee in die Haifischbar zu gehen, ich bin fast in Ohnmacht gefallen! Da Du Dich von Deinen Ideen ja nie abbringen ließest, nahmen wir also die Uhren, Ringe und Ketten ab, verstauten sie in der Jacke und gingen auch ohne Handtasche in das Kultlokal in der grossen Elbstrasse. Stille. Ich wäre ja noch durchgekommen, aber Dich haben sie sofort erkannt. Eine ziemlich betrunkene, junge Frau sagte dann in sehr verwaschenem Hamburger Slang: „Sonne von‘s und zu‘s kommen hier öfta, mach disch lokka!!! Dann waren wir drin!!!
Diese Story hat sogar Stefan Krücken in seiner Rubrik „Geschichten aus der Haifischbar“ in der MOPO gepostet.
Nie vorher (und auch nie wieder) hatte ich ein soooo opulentes, feines Picknick wie mit Dir. Fünf grosse Taschen wurden ins Arboretum geschleppt. Seitdem hat Frau Heinrich etwas längere Arme….
Eine mit Geschirr, eine mit Getränken, eine mit Tischwäsche, eine mit Speisen, und jetzt kommt’s: eine für die Hunde!!!!!!
Ich sag es ja, Deine Niveauvorgaben waren immer ziemlich hoch, ich habe sie beibehalten….
Zwischendurch sind wir zu Dr. Bittscheidt nach Bonn geflogen. Du hattest ihn im Nachmittagsprogramm bei Pastor Fliege im TV gesehen und sofort für uns beide einen Flug gebucht um Deinen alten und gut bekannten Orthopäden wiederzutreffen. Man, hat der sich gefreut Dich zu sehen und uns sehr viel über das Thema „spirituelles Heilen und Schulmedizin“ für meine Arbeit mitgegeben. Es war eine grosse Begegnung.
Ach, und dann kam Deine Einladung in die Loge eines Zirkusses. Der Baron hat sich gefreut und Katharina erst! Wir waren mit Frau Heinrich und Herrn Greveling dort, ein wahres Fest.
Jaaa. Bens Abschied war natürlich auch besonders. Niemand sonst wäre auf die Idee gekommen aus einer Beerdigung einen Auferstehungsgottesdienst zu machen, weil eben Ostern war. Der Pastor, etwas überfordert, versprach sich, so wurde parallel Baron zu Fürstenberg beerdigt. Den Gästen entglitten alle Gesichtszüge…
So könnte ich stundenlang weiter sowohl lustig, als auch lebendig z.B. über Reinharts 60. Geburtstag in Deinem Garten berichten. Immer lecker, stilvoll, großherzig, pompös, mit absolutem Tiefgang, den richtigen Menschen und Ströme von feinem Wein.
Sylt mit Anke war natürlich aussergewöhnlich…. Du hast uns 3 als dicke Kröten gezeichnet – ein geniales Bild.
In Deiner Zeit in Bonn waren es Politiker, die Du punktgenau abgebildet hast, sie hängen mittlerweile in Berlin im Bundeskanzleramt und machen Dich unsterblich!!
Als Du dann (zu meinem grossen Bedauern) von Quickborn nach Icking gezogen bist, wurden es Rindsviecher. Immer mit Kreide gezeichnet, jedes Tier mit Persönlichkeit… wem auch immer zugeordnet.
Mein absoluter Favorit ist die „Apokalypse“. Du hast mir nächtelang berichtet was Dich damals „geritten“ hat dieses Triptychon zu erschaffen. WAHNSINN! Galoppierende Pferde, die vor der Welt fliehen. Eine Meisterleistung. An einer Seite Polospieler, die mit der Erde als Kugel spielen – auf der anderen Seite die Bedrohung aus dem Osten.
Du warst, bist und bleibst eine Visionärin, Carlotta, mit Genialität, 1000 Ideen, einer positiven Lebenseinstellung und grossen Verrücktheiten. Eine Frau mit Eleganz, dem Blick für das Besondere und tiefem Glauben.
Ein Grossgeist mit Spiritualität. „Bleibe bitte neugierig“, sagtest Du immer wieder.
DANKE, dass Du mir nicht nur Quickborn erhellt hast!
Es gibt noch viel mehr Geschichten, aber die glaubt uns erst recht keiner…. Gute Reise Carlotta, we keep in contact.
Deine Imme, Dein Norden